Carnuntum
Eine einzigartige archäologische Landschaft
Das römische Carnuntum &m dash; die größte archäologische Landschaft Österreichs — ist ein bedeutender Teil des europäischen Kulturerbes. Der bis heute vergleichsweise gute Erhaltungszustand der antiken Bodendenkmäler und die großflächige Ausdehnung von Carnuntum in einer sich dynamisch entwickelnden Region führen immer wieder zu Spannungsfeldern zwischen Denkmalschutz und notwendiger gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Entwicklung.
Insbesondere die natürliche Erosion, beschleunigt durch modernen Ackerbau und Flurbereinigungen, aber auch Rohstoffabbau, Straßen- und Eisenbahnbau, die Errichtung von Industriearealen und Windparks, Siedlungserweiterungen und der Ausbau der modernen Infrastruktur bedrohen das im Boden verborgene kulturelle Erbe. Um mit der rasch fortschreitenden Zerstörung des kulturellen Erbes Schritt zu halten, sind sowohl für die archäologische Forschung und die Denkmalpflege als auch für die Raumplanung die genaue Lokalisierung und die Beurteilung des Erhaltungszustands der archäologischen Strukturen von grundlegender Bedeutung. Erst durch eine detaillierte Kenntnis der erhaltenen archäologischen Substanz lässt sich eine archäologische Landschaft wie Carnuntum langfristig und nachhaltig schützen und die wirtschaftliche Entwicklung dieser Region planen.
Archäologische Prospektion Carnuntums - Zwanzig Jahre Grundlagenforschung
Die für die zukünftige archäologische Forschung immens wichtigen Prospektionsmethoden wurden seit 1990 in Österreich durch die interdisziplinäre Forschungsgruppe Archeo Prospections® im Rahmen einer Kooperation zwischen der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) und der Universität Wien intensiv weiterentwickelt und sowohl national wie auch international auf zahlreichen archäologischen Fundstellen zum Einsatz gebracht. Besondere Bedeutung hat im Rahmen dieser Entwicklungen die archäologische Landschaft Carnuntum eingenommen, wo im Laufe der letzten zwanzig Jahre zahlreiche international hervorragende und beachtete Ergebnisse erzielt werden konnten.
Aufgrund dieser ersten vielversprechenden Erfolge wurde bereits 2001 vom archäologischen Rat der zerstörungsfreien archäologischen Prospektion der archäologischen Landschaft Carnuntum höchste Priorität eingeräumt und eine entsprechende Empfehlung an das damalige BMBWK abgegeben. Die bisherigen geophysikalischen Prospektionsarbeiten in Carnuntum auf einer Gesamtfläche von ca. 1 km2 wurden in enger Zusammenarbeit des Landes Niederösterreich mit der ZAMG Archeo Prospections®, der Universität Wien (VIAS, UHA), dem Österreichischen Archäologischen Institut, dem Bundesdenkmalamt und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften durchgeführt.
Die Gründung des Ludwig Boltzmann Instituts für Archäologische Prospektion und Virtuelle Archäologie im Jahr 2010 hat zu grundlegenden technologischen Fortschritten geführt, welche die empfohlene Gesamtprospektion des römischen Carnuntum heute logistisch und technisch mit der notwendigen Auflösung erst möglich und mit vertretbarem finanziellem Aufwand realisierbar gemacht haben.
Diese Investition in die Grundlagenforschung bildet das Fundament, um eine nachhaltige und zukunftsweisende Dokumentation des im Boden erhaltenen archäologischen Erbes in der archäologischen Landschaft Carnuntum systematisch in Angriff zu nehmen.